Dieser Blog erzählt die Geschichte von drei Handvoll Erde und und ihrer Reise durch ein Jahrhundert.

Sonntag, 12. Januar 2014

Keine Nacht ohne Mayer.

Von Mayer geträumt. Diffus. Aufgewacht. Mitten in der Nacht. So gegen 3 Uhr. Ich stand auf und  verspürte das dringende Bedürfnis, ein Kriegsmuseum zu gründen. Auf naheliegenden Bergen unbearbeiteter Zettel notierte ich wirre Folgen purzelnder Wörter, mittels derer ich die geträumte Geschichte zu rekonstruieren versuche. Keine Nacht ohne Mayer.


Wir ritten am Rhein. Albert zu Pferde und ich auf einem silbergrauen Drahtesel. Hochwasser schnitt uns den Weg ab. Die einzige gangbare Passage führte uns in die Weinberge. Entlang steiler Abhänge und auf steinigem Grund ging es weiter. Mayer war schneller und unsere Wege verloren sich. Er entschwand in der Ferne. Ich hatte einen Platten und schob mein Rad durch reißende Sturzbäche. Meine Schuhe lösten sich auf und ich setzte meinen Weg fort - auf meinen nassen braun aufgequollenen Socken. Über die Berge hinweg dröhnten Detonationen herüber und vermischten sich mit dem prasselnden Regen zu einer symphonischen Tonale - dem Grollen des Krieges.
Hinter einem Busch sprach eine krächszende Stimme zu mir.
"Du sollst ein Kriegsmuseum bauen. Geh nicht fort. Nicht einfach weg. Aber begib dich dorthin. Direkt zum Bahnhof. Verlier keine Zeit. Fange an. Und bedenke, wie Du weißt, was es heißt. Mache es ganz. Nicht halb. Nie halb. Und immer gender - Ganz Gender. Wie Du weißt, was es heißt. Denn das ist alles - Alles ist GENDER BRAINSTREAMING. Merke Dir das. BRAINSTREAMING. Vergesse das niemals und nie. Präge das ein. Mache ein Schild. Wie Du weißt, was es heißt."
Und mitten im Gerede dieser metallischen Stimme wurde ich in eine Halle verlegt. Vor ein schäbbiges Bahnhofsklo und ich sah mich diese Messingschilder an graue Türen spaxen.

Männer stand auf der einen, Frauen auf der anderen Tür. Darüber leuchtete jetzt mein Schild KRIEGSMUSEUM. Streng nach dem Gehorch dieser Stimme getrennt. "Gendere Dich jetzt, hier und immerfort. Das ist das Brainstreaming das einzige und wahre GENDER BRAINSTREAMING ... aber wo ist der Krieg. Wo ist er geblieben?"
Das Rollen bekofferter Passanten mischte sich mit dem Grollen der fernen Front. Mitten in der Bahnhofspassage vorm Klo hörte ich sie wieder - die Stimme aus den Weinbergen. "Wie Du weißt, was es heißt." Immer wenn ich nach der Stimme zu suchen begann, sah ich nichts als Reisende an mir vorbeiziehen.

Ich ging in die Knie und sah mich selbst im Traum als eine fremde Person Schilder anschrauben. Die Eingangsportale des Museums hatten rapide zu schrumpfen begonnen. Sie wurden  kleiner und kleiner. Das Schild war größer als die Türe geworden. Überall roch es nach Pisse. Nach Schlamm. Und irgendwann war alles taubengrau und stumm. Da war nur noch ein wacher zerknitterter Promovent im Zweifel.


Es blieben Notizen auf abgelegten Papieren sowie diese Formflügelbombe mit vier Farbmienen. Ein als Militaria getarnter Kugelschreiber - ein Objekt der musealen Begierde.



Ruppe Koselleck
für MAYERS ERDE

MAYERS ERDE ist ein Kooperationsprojekt des Onlinepromoventen mit der Universität Osnabrück, Prof. Dr. Andreas Brenne,  dem Widukind Museum Enger sowie Remember 1914-1918

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